Bevölkerungswachstum ist momentan in aller Munde. „Demographischer Wandel“, „Überbevölkerung“, „Megastädte“ – all dies sind Schlagworte, die in den letzten Jahren zunehmend in den internationalen Medien auftauchten. Die Auswirkungen sind besonders gefürchtet: Nahrungsmittelknappheit und Platzmangel sind nur einige der vielen Themen, die derzeit international diskutiert werden. Vor allem der globale Süden hat mit den Auswirkungen zu kämpfen. Die wachsende Bevölkerung hat große Auswirkungen auf die afrikanischen Städte: Zum ersten Mal seit 2006 leben mehr Menschen in den Städten als auf dem Land. Die Vereinten Nationen (UNO) diagnostizieren, dass bis 2025 rund 60% der Weltbevölkerung in Städten leben werden.
Vor allem afrikanische Städte haben ein enormes Wachstum erlebt. Während in Europa das Wachstum der städtischen Bevölkerung bei 0,1% liegt, liegt dieser in Afrika bei 4%. Städte symbolisieren zahlreiche Möglichkeiten, sei es im sozialen oder beruflichen Bereich. Die Metropolregionen sind aber nicht nur für die einheimische Bevölkerung, sondern auch für deutsche Investoren Orte mit großem Potenzial.
Knauf International GmbH
Ein Best Practice Fall ist das deutsche Bauunternehmen Knauf. Was als Familienunternehmen in Perl an der Mosel anfing, hat sich im Laufe der Zeit zu einer bedeutenden Unternehmerfamilie entwickelt. Mit ihrem Jahresumsatz von bis zu 7 Milliarden Euro sind sie einer der Big Players in der Baubranche. In Zeiten der urbanen Transformation und der damit eingehenden Ausweitung städtischer Gebiete, spielen Bauunternehmen in Afrika eine wichtige Rolle in der heutigen Zeit, wie auch insbesondere in der Zukunft. Diesen lukrativen Markt hat Knauf entdeckt und die Firma investiert bewusst in Schwellenländern.
Bildung als Schlüssel zum Erfolg
Doch was macht Knauf so besonders? Neben ihrem Gespür für Zukunftsmärkte, investiert das Bauunternehmen in Menschen. In Kooperation mit der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) wurden 2018 acht Schulungszentren in sechs afrikanischen Ländern (Ägypten, Algerien, Ghana, Nigeria, Tansania und Tunesien) errichtet. Hier werden rund 12.000 Menschen in drei Jahren geschult. Sie beschäftigen sich sowohl mit der Theorie als auch der Praxis verschiedener Trockenbautechniken. Neben naturwissenschaftlichen Fächern wie Physik, Chemie und bautechnischen Grundlagen, werden auch operative Thematiken wie etwa Arbeitsschutz gelehrt. Knauf hat schon früh das wachsende Potential der afrikanischen Wirtschaft erkannt und eine nachhaltige Lösung für den Fachkräftemangel entwickelt. An den Schulungszentren nehmen Jugendliche ohne Ausbildung, Studierende, Bauhandwerker, Architekten und Lehrkräfte teil. Durch die Einrichtung der Schulungszentren werden voraussichtlich bis zu 2.000 direkte und indirekte Arbeitsplätze schaffen. Der DEG und das BMZ haben im Rahmen des develoPPP.de-Programm 2,3 Millionen Euro investiert, Knauf 2,8 Millionen. Dieses Kapital ist notwendig, um nachhaltig den afrikanischen Markt zu erschließen.
Der Zukunftsmarkt
Die Absolventen dienen somit als Multiplikatoren und entwickeln als Bauherren, Planer und Anwender den Markt langfristig weiter. Die Schulungszentren erweitert nicht nur die beruflichen Perspektiven der Teilnehmenden, sondern unterstützen Knauf dabei, ihren Kundenstamm zu erweitern, um so erfolgreich weitere Märkte erschließen zu können. Der Geschäftsführer Alexander Knauf sagte: „Der Aufbau der Schulungszentren unterstreicht neben den Investitionen in Produktionswerke das langfristige und nachhaltige Engagement von Knauf in diesen Ländern. Afrika ist für Knauf eine Region von strategischem Interesse für die kommenden Jahre.“
Diesen Ansatz sollten sich viele deutsche Investoren zu Herzen nehmen. Denn erst durch die Integration von lokalen Arbeitskräften, Investitionen in Bildung und Aufbau von lokalen Netzwerkpartnern, kann man erfolgreich im afrikanischen Markt Fuß fassen. Wirtschaftliche Entwicklungen und Bildung sind folglich die mächtigsten Mittel für nachhaltige Armutsbekämpfung.